Landestheater Tübingen (LTT) mit „Harder, faster, stronger“ zu Besuch in Klasse 7b
Ein Kunststück über die Leistungsgesellschaft
Am Mittwoch, 15.02.2023, verwandelten die beiden Schauspieler des LTT unser Unterrichtszimmer kurzerhand in eine Bühne. Und wir waren mittendrin!
Die Klassenzimmertür ging auf, und ein junger Typ im quietschgelben Trainingsanzug kam herein. Er trug einen großen Ghettoblaster mit sich, aus dem laute Musik zu hören war. Ohne ein Wort zu sagen, bewegte er sich in Slowmotion von der Tür bis nach vorne, stellte sich an das Pult und begann sein mitgebrachtes Vesperbrot zu essen. Sein Auftritt sorgte bei uns für Verwirrung. Uns stand die Frage „Was soll das?“ förmlich ins Gesicht geschrieben.
Die beiden Protagonisten spielten zwei Jugendliche mit ausgefallenen Kleidungsstilen. Beide unterhielten sich über ein Theaterstück, das sie gerade in ihrer Schule gesehen haben. Vielleicht ja sogar dasselbe, welches wir gerade sahen? Jedenfalls beschwerten sie sich über die uncoolen Outfits und über die Schauspieler an sich. „Die haben doch gar nix geleistet, oder? Einfach nur dastehen und atmen kann doch jeder.“ Im weiteren Verlauf des Stückes fingen die Schauspieler an, über ihre eigene Situation nachzudenken. Dabei gingen ihnen so einige Gedanken durch den Kopf: „Ich definiere mich durch meine Leistung“ oder „Wer sagt denn eigentlich, dass wir alles immer schaffen müssen?“. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: „Ja alle, die Eltern, die Schule, das System, einfach alle.“ …
Bevor die beiden Schauspieler unser Klassenzimmer verließen, warfen sie noch eine letzte Frage „Was wurde hier eigentlich aufgeführt?“ in den Raum. Dann wurde die Musik immer schneller, der Bass dröhnte und auf einmal war es still.
Im Gespräch bearbeiteten wir gemeinsam mit den Schauspielern, die umgezogen und als sie selbst – Lena und Michi vom jungen LTT – zurückkamen, das Erlebte nach. Es wurde deutlich, dass sich viele von uns, in dem was die beiden Jugendlichen im Theaterstück fühlten und dachten, ein Stück weit wiederfinden können. Wir hatten aber auch einige Strategien parat, mit denen wir Druck – ob von anderen verursacht und den, den man sich manchmal vielleicht auch selbst macht – abbauen können: Freunde treffen, Sport machen, einfach chillen, in die Natur gehen oder Ähnliches. Besonders schön war es zu sehen, wie offen wir über unsere Ängste aber auch Zukunftspläne u.v.m. gesprochen haben.
Die Kosten für das Klassenzimmer-Theaterstück wurden je zur Hälfte vom Kulturamt der Stadt Leinfelden- Echterdingen und von unserem Förderverein übernommen. Wir sagen HERZLICHEN DANK!
Schüler: innen von Klasse 7b, Frau Ziegler